Zero Waste. Das wäre ich gerne. Aber ich bin nicht perfekt und obwohl ich Plastik so gut es geht vermeide, bringe ich trotzdem mehrmals die Woche eine gefüllte Tüte mit Plastikmüll zur Tonne.
Um mich aber weiter zu verbessern und auf jeden Fall dem ‚low waste‚ etwas näher zu kommen, möchte ich ab jetzt einen Tag in der Woche komplett plastikfrei sein. Und darüber einen Blogartikel schreiben…
Herauskommen sollte also eine Step by Step Anleitung für Euch. Easy zu befolgen. Eine Anleitung, die Lust auf einen Plastikfreien-Tag machen sollte, ach quatsch, lieber gleich: Für ein Plastikfreies-Leben.
Entstanden ist etwas anderes. Mein Blog soll, das habe ich mir vorgenommen, transparent und ehrlich sein und das auch bleiben.
Wie schafft man also low waste im Alltag?
Der Gedanke dafür entstand abends. Für den nächsten Tag hatte ich nichts besonderes geplant. Da ich aber Produktivität liebe und Selbstoptimierung sehr wertschätze, nahm ich mir etwas vor: Morgen bin ich mal wirklich plastikfrei.
Aufwachen und los.
Ich stehe auf. Öl ziehen mit Kokosöl. Ok, ist im Glas. Ab ins Bad. Zahnbürste aus Bambus, dann… mist: Die Zahnpasta. Also ohne.
Gesichtscreme geht klar. Auf die Schienbeine kommt als Pflege dann eben auch etwas vom Kokosöl. Schminken? Fehlanzeige. Alle meine Produkte sind zwar ohne Mikroplastik aber in einer Kunststoffverpackung.
Dann: Hunger.
Bananen, Äpfel, Pfirsiche und Mango geht. Bis auf die Mango kam alles mit dem Novum Gemüseversand. Die Mango aus dem Garten meiner Oma aus El Hierro. Und was dazu? „Nein.“, zu Joghurt, „Nein.“, zu Reismilch, „Nein.“, zu Superfoods wie Cacao-Nibs, Chia und Maca-Pulver. All das kaufte ich in Plastikverpackungen. Immerhin in sehr großen, so dass nur einmal der Müll anfällt. Aber plastikfrei ist es nicht.
Anziehen.
Ähm… besitze ich etwas plastikfreies zum Anziehen? Eher wenig. Wie wir alle gerne verdrängen: Jegliche Kleidung mit Stricht-Anteil und die meisten der „normalen“ Shirts besitzen einen nicht geringen Anteil an Plastik. Wenn ich so durch meinen Kleiderschrank wühle, sind sogar die meisten Stücke zu 100% aus Polyester. Na klasse. Nackt will ich aber nicht raus und zu Hause rumhängen, nur weil ich einen „Plastikfrei“-Tag habe, ebenso nicht. Und wegschmeißen werde ich die Sachen jetzt auch nicht, nur weil sie aus Plastik sind.
Ich bin nicht mal eine Stunde wach und muss mich schon einschränken. Ich konnte, obwohl fast alles Bio und bedacht gekauft, nicht normal frühstücken. Nicht duschen. Mich nicht einfach anziehen. Ich habe keine Schuhe, weil ich kein Leder tragen möchte. Nicht mal die Haare kann ich mir zu einem Zopf binden. Meine Handyhülle. Der Toilettendeckel. Der Kühlschrank. Meine Brotdose. Der Staubsauger.
Ich fühle mich umzingelt von einem riesigen Erdöl-Häufen.
Und dann verstehe ich etwas. Wieder fügen sich Gedanken in meinem Kopf zu einer Erkenntnis. Sie ist nicht beruhigend aber sie lässt mich mit mir selbst zufriedener sein:
Manche Worte sind leichter als Taten.
Konsequenz ist schön und auch beeindruckend, egal worum es geht. Gerade in unserer Gesellschaft, wo Erfolg sich daran misst, wie hart man um etwas kämpfen muss. Aber den Druck auf sich selbst so sehr zu erhöhen und etwas scheinbar Unmögliches vollbringen zu wollen, macht niemanden glücklich oder zu einem besseren Menschen.
Ich kann euch nicht vorleben, wie easy plastikfrei leben ist. Denn für mich persönlich ist es das im Moment noch nicht. Ich kann euch nur vermitteln, wie wichtig der Gedanke und der Wunsch danach ist.
Mit jeder Wäsche meiner Kleidung mit Polyester-Anteil landen viele kleine Mikroplastikpartikel im Abfluss. Und ab zu den Fischen ins Meer. Same old Story, hatten wir an dieser Stelle schon einmal.
Nein. Es zählt nicht nur der Wille. Jede Tat, die man vollbringt, bewirkt wirklich etwas.
Aber mit unserem Kopf und Worten können wir etwas in uns verändern.
Wir können neue Möglichkeiten entdecken wie z.B. eine Bambus Zahnbürste. (Die ist übrigens einfach nur schick und lässt sich super benutzen.) Wir werden vielleicht einmal mehr „Nein“ zu einer Plastikflasche sagen oder uns ein paar Minuten Zeit nehmen, statt einen Coffee To Go zu trinken. Wir werden anfangen uns zu wundern. Hinterfragen, wieso eigentlich so viel aus Plastik ist und wieso man schon der eigenen Gesundheit wegen wieder Naturmaterialien wie Holz in sein Leben integrieren sollte. (Holz hält übrigens auch länger, wenn man es richtig pflegt.)
Denn Worte sind so viel leichter als Taten. Aber nicht unbedingt ehrlicher.
Ich kann so vieles erzählen und doch kann ich etwas anderes leben. Mir ist es deswegen wichtig, ganz für mich selbst immer etwas zu finden, was ich verbessern kann. Auch einen Moment zu finden, um einen anderen Menschen auf einen unnötigen Plastikkonsum aufmerksam zu machen und ihm dafür eine Alternative zu zeigen.
Es gibt schon Lebensstile da draußen, die in einem Jahr nur noch ein Gläschen voll Müll produzieren. Leider kann ich nicht von mir behaupten, dazu zugehören. Aber ich möchte mich bessern und wünsche mir deshalb von mir, dass ich wirklich den nächsten Einkauf auf den Unverpackt Laden hier in Mainz verlege. Und voll all dem, was ich dort nicht finde, weiterhin die größtmögliche Verpackung kaufe.
Ich bin froh über die Erkenntnis, nicht aus allem eine Religion machen zu müssen und doch die Verantwortung ernst zu nehmen.