Ich kann es kaum glauben, aber ich darf mich ab Oktober offiziell als Dritt-Semestlerin betiteln. Endlich. Noch vor einem Jahr habe ich mich wie alles, aber nicht wie eine Studentin gefühlt. Ich habe hier versucht zu erklären, wieso ich zwei Studiengänge direkt nacheinander abgebrochen habe.
Nun möchte ich nach all der Zeit das Thema Studium neu aufrollen.
Folgende Fragen:
Wie gefällt mir mein Studiengang?
Bin ich eine richtige Studentin?,
möchte ich nun beantworten. Denn über Studium und all den Zukunftshokuspokus diskutiere und tausche ich mich sehr gern mit Euch aus.
Der Beitrag von vor einem Jahr, ist einer der von euch meistgelesensten Beiträge auf Hannicoco.de. Und die Nachrichten, die mich erreichten, ließen mich auch wissen, wieso:
Es interessiert euch, weil so viele von euch etwas ähnliches durchlebten oder daran gedacht haben. Dieses „Problem“ wird immer präsenter und unsere Reaktion darauf individueller.
Nun hat sich einiges verändert. Ich bin endlich im dritten Semester und jetzt fühlt es sich plötzlich weniger aufregend an, eher wie: „Es ist einfach so passiert.“.
Um das zu erklären, starte ich in meiner letzten Klausurenphase:
Wieso studieren?
Es ist Juli 2018. Ich stecke gerade in der zweiten richtigen Klausurenphase meines Studentenlebens. Was ich erreichen möchte, ist für mich klar: Mindestens genau so gut wie letztes Semester sein.
Da war ich eigentlich ganz zufrieden. Fast zufrieden. Ich fand, ich hätte noch mehr tun können.
“Das ist ja alles gar nicht so wild! Wenn ich noch ein bisschen mehr gebe, werden die Noten richtig, richtig gut!” Und ich stellte mir vor, dann wäre ich zufrieden mit meiner Leistung. Dann wäre ich eine gute und eine richtige Wirtschaftswissenschafts-Studentin. Außerdem hätte ich dann die Sicherheit, dass ich mit dem Bachelor „etwas anfangen kann“.
Während mich also in diesem Sommersemester die Vorlesungen weniger langweilten als im letzten, fand ich mich erneut in einem Studienrhythmus wieder, der nicht von mir selbst hinterfragt wurde. Ich war fleißig, keine Frage. Aber ich fühlte mich immer noch recht wenig als Studentin im zweiten Semester im Studiengang Wirtschaftswissenschaften. Ich empfand alles als sehr wage und nicht zu definieren.
Außerdem war da ein riesiger Druck, weil ich nicht wusste, ob mir die Noten sehr wichtig sind, oder nicht. Und wenn sie mir wichtig sind, wieso sind sie das?
Weder das Fach, Wirtschaftswissenschaften, fühlte sich an, als sei es mir auf den Leib geschnitten, noch die Semesterzahl.
Ich wäre gerne schon weiter vorangeschritten, nicht bloß im Dritten. Wäre am liebsten im Master.
Denn ich stelle mir vor, dass da endlich mal wirklich interessantes, komplexes erzählt wird. Dass endlich mal richtig hinterfragt wird und, dass es auch wieder von uns Studenten gefordert wird.
Oder war es bloß, dass ich sah, dass alles ganz schön okay aber nicht mehr als das für mich ist?
Und dann erschlich sich der Gedanke, ob ich denn diesmal meinen Studiengang überhaupt hinterfragte. Ob ich, nachdem ich doch sonst unzählige Male denke und zweifle, jetzt doch einfach nur studiere. Ganz plötzlich.
Die Antwort mag wohl so lauten: Nein, das tat ich nicht. Mir gefiel es einfach, in Mainz zu wohnen, die Räume, die Menschen, die Art und Weise und vor allem auch die Dozenten.
Doch vor allem hatte ich überhaupt gar keine Lust mehr, nochmal neu anzufangen. Der Gedanke, dass ein Bachelor nur ein dreijähriges Grundstudium mit mehr und weniger interessanten Fächern ist, entwickelte sich plötzlich. Danach geht’s dann weiter. Und währenddessen schaut man sich eben schon mal um.
Der perfekte Studiengang
Sich und den besten Studiengang finden, darin aufgehen. Das war eine verzweifelte Suche. Gefunden habe ich ein Gefühl. Das Gefühl, dass die Wahl nicht perfekt sein muss, aber was man daraus macht.
Manchmal fühlt sich eben genau dieser Gedanke sehr schön an.
Er lässt mich zur Uni spazieren, meine Motivation immer neu entdecken, schenkt mir die Gelassenheit, die mich vom Abbrechen abhält. Ich habe nebenbei genug Zeit für diesen Blog, für meine Weiterentwicklung mit Bildern, Worten und allem, was dazu gehört. Und auch für mich selbst genug Zeit habe.
Und dann bin ich einfach dankbar für diese Chance, für den Input aus der Uni, für manche Dozenten, die uns auch mal über den Tellerrand schubsen.
Ich bin sehr glücklich mit all den Fächern, selbst wenn manche davon, wie Informatik, mich von Anfang an ganz schlimm nerven.Aber dennoch bin ich froh zu wissen, dass ich nun weiß, wie man auf einem Blog eine Überschrift in html entwirft. Etwas, was ich mir freiwillig nicht angeschaut hätte.
Es beflügelt mich auch, dass manche Fächer leichter aussehen, als sie sind und dann doch ordentlich fordern.
Die Freiheit, dir mir seit dem Abitur so Angst machte, ist nun kraftgebend. Ich habe verstanden, dass Studium Chancen schenkt und uns Studenten gleichzeitig das Ergreifen von anderen Chancen offenlegt. Studenten umfliegt eine Leichtigkeit, eben weil noch alles offen ist. Weil man machmal trödeln darf oder sogar soll. Weil man entdecken darf, sich austesten, rumprobieren!
Diese studentische Leichtigkeit umgibt mich und ich fühle mich damit manchmal leichter als neben Menschen mit abgeschlossenem Master und/oder einer Festanstellung. Weniger ernst als die, die von Anfang an so zielorientiert gewirkt haben.
Und nein, ich weiß immer noch nicht so genau, wohin ich will.
Aber ich finde es immer mehr in Ordnung. Ich lasse mich davon nicht mehr aufhalten, weil ich gemerkt habe: Ich bin jetzt schon einiges, um viele Erfahrungen reicher und habe auch die ein oder andere Leidenschaft, die mich jeden Tag begleitet. Ich habe erkannt, dass Potential in einem steckt und (irgendein) Studium eine Möglichkeit, diese auszubauen. Und nun möchte ich nicht mehr stehen bleiben, sondern immer weitergehen und deshalb liebe ich mein Studium. Denn genau das ist es.